Multhöpen

In der Corona-Klausur lese ich in dem schmalen Bändchen «Wense» von Christian Schulteisz. Er befasst sich mit der historischen Figur des Hans Jürgen von der Wense (1894 – 1966), dessen «Wanderjahre» ich schon vor einiger Zeit las und darin von seinen Funden im Reinhardswald bei Kassel hörte, als er Reste von grünem Waldglas an den Orten verlassener Glashütten fand. Auch erzählte er von dem Alchemisten Johannis Kunckel, der um 1680 die Rezepturen des Goldrubinglases entscheidend verbesserte. Ich war damals mit meiner Schwester und meinem Bruder gleich in den Reinhardswald gegangen, um vielleicht auch Glasreste unter den Wurzeln der vom Sturm gefällten alten Bäume zu finden. Die Glashütten in diesem Wald produzierten wohl noch bis ins 19. Jahrhundert. Vom Reinhardswald Richtung Norden zum Schloss Schwöbber unweit von Hameln (einst Familiensitz derer von Münchhausen, weit verzweigt verwandt mit Wense) sind es 18 Stunden zu Fuß. Von der Wense hat all diese Gegenden durchwandert. In Schulteisz‘ Roman heißt es: «Wense durchstreift und verlässt den Garten, (von Schloss Schwöbber, Anmerkung RW) sucht weiter nördlich nach dem Sophienhof, der ihm aus einem zoologischen Aufsatz bekannt ist. Darin heißt es, dass sich beidseits der Humme, bis hinter Groß-Berkel, das Revier der weißen Maulwürfe erstrecke.» Hier trifft er auf den alten Staats von Wacquant-Geozelles, Autor des zoologischen Aufsatzes über die Maulwürfe. ««Staats von Wacquant-Geozelles hat sich aufgerichtet. »Sind Sie Zoologe?« »Nur ein begeisterungsfähiger Mensch. Bereits durch den etymologischen Exkurs zu Anfang hatten Sie mich gewonnen: ein Maulwurfsforscher in Multhöpen!« Und schon ist das Eis gebrochen und sie lachen und sprechen von Multhucken, von Mul und Mol, Müll und Möll, Mülm und Mulm.»»
Da erinnerte ich mich an einen Besuch in Winterthur vor etwa 18 Jahren, dort hatte ich im Naturkundemuseum Albinomaulwürfe gesehen und fotografiert.
Dank an Chris, der mir das schöne und kuriose Buch von Schulteisz schenkte.

Christian Schulteisz, Wense, Berenberg 2020
Jürgen von der Wense, Wanderjahre, Matthes und Seitz, Berlin 2006
Albino, Naturkundemuseum
Winterthur, Fotografie RW 2002