Kostbare Sammlungen


Der indische Prinz war sich durchaus bewusst, dass das Motiv seines Sammelns auch von Eitelkeit geprägt war. Die Aneignung der Schätze und ihr Präsentieren in nicht minder kostbaren Schränken und Vitrinen gaben ihm die Gewissheit, dass sich dadurch das Ansehen und die Wertschätzung seiner Person enorm steigern ließen. Die Farben der seltenen Exemplare seiner umfangreichen Granatsammlung liebte er so sehr – vom blutroten Pyrop über den rotvioletten Almandin bis zum Mandaringranat, eine Spessartinvariante in leuchtendem Orange, nicht zu vergessen der smaragdgrüne Uwarowit – und so dachte er bei sich: Ich lasse in dieser Farbpalette einen kostbaren Seidenstoff mit aufwendigem Dekor weben. Daraus werden Prunkgewänder geschneidert, die man zu gehobenen Anlässen tragen kann. Dicke Perlenstränge um den Hals, Diamantagraffen und Pfauenfedern auf dem Turban, an den Händen seltene zitronenfarbene und rosarote Diamanten in opulenten Ringen werden die Exklusivität des Gewandes noch steigern.
Dann hielt er plötzlich inne und wandte den Blick ab von der kostbar illuminierten Farbtafel eines altertümlichen Mineralienbuches.

Tulpen im März, digital bearbeitete Fotografie RW, März 2021