Hinterlassenschaften


Gestern ging ich in Kaiserswerth an der alten Basilika St. Suitbertus vorbei auf den Stiftsplatz, ließ das schöne Kanonikerhaus von 1710 rechts liegen und stieg die Treppe zum Rhein hinunter. Am Ufer angelangt kletterte ich unterhalb der Ruine der Kaiserpfalz direkt in das Kiesbett. Hier suchte ich etwa eine Stunde lang im Rheingeröll nach besonderen Stücken. Auffällig viele rote abgerollte Ziegel- und Terrakottafragmente lagen dort neben unzähligen frischen Glasscherben, Hinterlassenschaften der Besäufnisse ausgelassener Jugendlicher. Ich war aber auf der Suche nach älteren Artefakten. Fand auch die üblichen blaugrauen Tonscherben der Westerwälder Krüge und Töpfe. Die Gerölle selbst waren hier überwiegend grau und sehr flach, ideal zum Flitschen. Die Ausbeute war heute nicht besonders, bis auf ein Stück, das ich zuletzt aufhob. Ein Limonit, ein Braueisenstein, aber mit besonderer Struktur. Ich entdeckte im Querschnitt schon mit bloßem Auge, kleine kreisförmige Löcher. Ein Pflanzenfossil?
Wieder zurück zu Hause packte ich die Beute aus, um sie zu reinigen. Die Tonscherben waren noch da, aber der Limonit war nicht zu finden. Schade, gerade das so einzigartige Stück fehlte. Ich durchsuchte das Auto, die Tasche, nichts …
Heute morgen nun, kam ich zu der Stelle, wo ich die Stücke ausgepackt hatte und fand zu meiner großen Freude das etwa Zeigefinger-große Stück wieder. Es lag auf dem Stuhl, gut getarnt durch einen bräunlich gemusterten Untergrund, auf den ich meine Tasche gestellt hatte.

Stiftsplatz Kasierswerth, Rheingeröll, Limonit, Fotografie RW, 9. Juli 2020