Symbolbild

In letzter Zeit lese ich in drei Büchern über die Mudlarker in London. Sie kämmen bei Ebbe die Ufer der Themse ab, um Artefakte zu finden, die im Laufe der Jahrhunderte ihren Weg in den Fluss fanden. Neolithisches Werkzeug, römische Scherben aus Terra Sigillata, Gesichtsfragmente von Frechener Bartmannkrügen, Bruchstücke chinesischen Porzellans, Parfümfläschchen aus irisierendem Glas, Mineralwasserflaschen aus Keramik, Münzen aus jeder Epoche, tierische und sogar auch menschliche Knochen, Patronenhülsen und Gewehrkugeln, Knöpfe, Murmeln, Schuhschnallen aus der Zeit George III und Frozen Charlottes aus Biskuitporzellan von 1905.
Vor zwei Wochen waren wir wieder am Rhein in Kaiserswerth. Früh morgens, um der Hitze zu entgehen, kletterten wir an unserer vertrauten Stelle hinunter. Voller Freude sahen wir, dass das Ufer noch im kühlen Schatten der hohen Pfalzmauern lag. Der Rhein hatte noch mehr Wasser verloren, so dass wir direkt am Flusssaum gehen konnten und nicht mühselig über die Basaltbefestigung klettern mussten. Unsere Ausbeute war reich an diesem Tag, wir konnten viele Scherben von Westerwälder Keramiken und früherer Irdenware einsammeln, auch eine Glasscherbe, in die ein Relief mit einem Dreimaster (!) eingeprägt war. Ich fand zudem noch einen Knochen mit einem ausgeprägten Gelenk, das mich an Voluten antiker Kapitelle erinnerte. Es könnte der Mittelfußknochen eines uralten Säugetiers sein.
Da rief meine Freundin mir zu Schau mal das Schiff und sie machte ein Foto. Das Schiff kannte ich. Das fährt jeden Tag bei uns vorbei gab ich an. Meine Freundin glaubte mir nicht und ich verbesserte mich Auf jeden Fall ist es in meiner Schiffsnamensammlung!
Nun – dieses Schiff fuhr gestern tatsächlich bei uns vorbei – als ich nach langen Tagen zum ersten Mal wieder auf der Rheinwiese vor dem Haus spazieren ging.

DEO GRATIAS auf dem Rhein, Fotografie RW, 27. August 2022
Siehe auch meine Beiträge vom 17. April 2020 und 15. Juli 2022