Rechthaberei


Das war für die steinalte Sophia schwer zu ertragen. In der prächtigen Ausstellung des Hetjens Museums Gold und tausend Farben in Düsseldorf sah sie zwei Fehler auf den Objektbeschriftungen.
Bergpriester (yamabushi) in eine Muschel blasend, steinzeugartiger Scherben, Japan, Meiji-Zeit, spätes 19.Jh.
Wandvase in Form einer Muschel, Japan, Meiji-Zeit
Und sie konnte nicht anders, sie musste es dem Kurator der Ausstellung persönlich sagen. In beiden Fällen handelt es sich um die Schalen von Meeresschnecken, den Tritonshörnern und ihre Verwandten. Muscheln sind immer mit zwei Klappen versehen, Schnecken haben nur ein zusammenhängendes Gehäuse. Der Kurator reagierte entspannt, ob er die Schildchen umschreiben würde? Sophia ärgerte sich, dass selbst in der kunsthistorischen Fachliteratur von Muschelhörnern die Rede ist, die auf Gemälden und Brunnenskulpturen von den Tritonen und anderen mythologischen Meeresbewohnern geblasen werden. Von den Esoterikern ganz zu schweigen, die wie die asiatischen Priester einst auch hier und heute ins Muschelhorn blasen, um zur Beruhigung aufgeregter Zeitgenossen beizutragen.
Die steinalte Sophia hatte sich lange mit den Meerestieren beschäftigt, um in den Gesprächen mit dem indischen Prinzen über seine Sammlung fossiler Muscheln und Schnecken wissensmäßig mithalten zu können. Zur Klasse der Mollusken gehören unter anderem die Muscheln, die Schnecken, die Cephalopoden und die Brachiopoden. Welch eine Formenvielfalt gab es da. Welche Farben und Muster – Tupfen, Streifen, Flammen. Der indische Prinz hat seine Exemplare in kostbaren Kästen zu symmetrischen Bildern angeordnet. Diese wiederum in einem hohen Schrank untergebracht, der über und über mit zierlichen Perlmuttintarsien besetzt ist.

Hetjens Museum Düsseldorf, Gold und tausend Farben, angewandte Kunst aus Japan, Fotografie RW, Oktober 2022