Wie es ihm wohl gehen mag?

Als der indische Prinz die umfangreiche Sammlung betrachtete, wunderte er sich über die feinen Landschaften in Stein, die direkt vorne am Rand auf dem Planschrank lagen. Wie ist das gemacht, fragte er die Sammlerin, ist da hineingemalt worden? Nein, das hat die Natur geschaffen. Es sind metamorphe Kalksteine aus der Toscana, genannt «paesine», entgegnete sie, durch Druck und Verschiebungen im Berg mehrfach gebrochen und wieder verheilt, die feinen Verheilungen gefärbt durch Eisen- und Mangananteile. Horizontale und vertikale Verwerfungen bilden so die Landschaften. Bei Claude Boullé in Paris haben wir sie entdeckt und das Glück gehabt, mit ihm direkt zu sprechen. Er hat noch André Breton und Roger Callois kennengelernt im Umkreis der Surrealisten in Paris. Schon sie haben bei ihm gekauft. Gerade vor kurzem wurden aus dem Besitz von Karl Lagerfeld zwei «Paesiene» aus dem Nachlass angeboten – Schätzwert zwischen 400 und 600 Euro. Auch er hatte sie bei Claude Boullé erworben.
Sofort wollte der indische Prinz nach Paris reisen in die Rue Jacob 28, um solche magischen Bilder zu kaufen. Hoffentlich gab es den Laden noch und hoffentlich würde er Claude Boullé noch sprechen können. Wie alt ist er, fragte er die Sammlerin. Er ist Jahrgang 1934, in zwei Jahren wird er 90, sagte sie leise. Dann werde ich gleich nächste Wochen nach Paris fahren, so ein beeindruckender Mann! Und er hat die Steine selbst abgebaut, geschnitten und poliert? – Ja, man kann einen Youtube-Film von 2020 über ihn sehen, da erzählt er von den Steinen.

Der Besuch bei der Sammlerin, Fotografie M. Angermair, digital bearbeitet von RW, mehr über Claude Boullé https://www.youtube.com/watch?v=OEjMfSDXvyo