Who’s that girl

Was wollt ihr – ich werde von meinem Vater fotografiert. Es ist Ostern, etwa 1967, ich bin vielleicht 16 Jahre alt, ich zeige meine Zähne und ich finde sie schön. Auch die große Lücke zwischen den vorderen Schneidezähnen. Ich habe mir immer langes Haar gewünscht, aber nie durchgesetzt. Ich ließ sie erst wachsen, als ich zu studieren begann, auf der Kunstakademie. Die Brille war neu, ich mochte sie, sie betonte meine Augen. Später trug ich die Brille nicht mehr, niemand sagte mehr Brillenschlange. Den Rippenpullover mochte ich gern, er war warm und weich und roch nach mir nach mehrmaligem Tragen. Wer genau hinsieht, bemerkt auch meinen Lippenstift, er war leicht silbrigrosa glänzend, damals sehr modern. Auch hatte ich getuschte Wimpern und einen blassblauen Lidschatten. Ich trug eine dunkelrote Cordjeans und dunkelrote Penny-Loafer, ziemlich schick… Ich fühlte mich leidlich wohl zu Hause mit meinen fünf Geschwistern. Aber am Sonntag war es oft langweilig, weil wir zu Hause bleiben mussten. Und wir gewöhnten uns an, am Fenster nach Süden auf eine abenteuerliche Zukunft zu warten.

Porträt RW, Farbdia, circa 1967, Familienarchiv RW 2023