Natura pictrix

Gedanken zu Natur und Kunst
Natura naturans und Natura naturata

Zuerst ist das Natur-Ding (Gestein, Mineral, Fossil, Kristall): Es zeigt sich ohne Prätention.

Der Betrachter
– imaginiert, sucht die Form-Ähnlichkeit mit Dingen aus seinem Erfahrungsschatz
– stellt Überlegungen zur Bedeutung an und versucht diese den Dingen zu      oktroyieren
– gewinnt Abstand durch Wahrnehmung, d.i. Ästhetik

Der Nutzer
– allerdings verarbeitet das Natur-Ding und führt es einem Zweck zu (Artefakt)

Der Künstler
– imitiert die Natur (Artefakt)
– überformt sie
– versucht sich von ihr zu lösen, erfindet
– gewinnt Abstand durch Wahrnehmung, d.i. Ästhetik

Der Sammler
– will erkennen durch Vergleichen
– häuft planlos oder planvoll an (“Mark Dion: The Undisciplined Collector”)
– ästhetisiert die Sammlung durch Zur-Schau-Stellen
– will besitzen

Der Künstler-Sammler
– hat ähnliche Vorhaben wie der Sammler/Wissenschaftler
– lässt sich für sein Werk anregen durch die gesammelten Objekte
– erschafft sich die Sammelobjekte selbst

Der Wissenschaftler
– erforscht die Ursprungsbedingungen des Objektes
– will erkennen durch Vergleichen

 

Auf dem Beitragsbild ein Kalkstein mit Mangan- oder Eisendendriten aus meiner Sammlung

 

Dunkler Turmalin

Ich könnte mir vorstellen, dass Adalbert Stifter nur den schwarzen Turmalin kannte, den Schörl. Seine Erzählung Turmalin beginnt mit den Worten: «Der Turmalin ist dunkel, und was da erzählt wird, ist sehr dunkel.»
In der Geschichte finden wir schon gleich zu Anfang sehr viele Hinweise auf Dunkelheit oder Helligkeit. Das Zimmer des Rentherrn ist dunkel, auch das Zimmer seiner Frau hat dunkle Vorhänge, aber es tauchen hier schon Bilder des Hellen oder Helleren auf: «… auf das glänzendste vom Staube rein gehalten war…», Spiegel und Silber.
Das weitere Zimmer der Frau, in dem neben ihrem Bett auch das Bett des Kindes steht, ist hell. Schneeweiß und weiß sind hier die Farben.
Dem Turmalin wird in esoterischen Kreisen nachgesagt, besonders dem schwarzen, dass er Unheil, Negatives abwenden kann. Trotzdem steht er in Stifters Erzählung eher für das unheimlich Dunkle, so wie auch im Bild der schwarzen Dohle, der Gefährtin des missgestalteten Kindes, wie wir im zweiten Teil der Erzählung erfahren. Nun hausen Vater und Tochter verlassen in einem Kellerloch ohne Licht und Luft, die Fenster vergittert und verdreckt.
Der Turmalin scheint verborgene Kräfte zu haben. – Piezoelektrizität.
Er kann sich aufladen, so dass er leichte Dinge an sich ziehen kann. Aschetrecker heißt er dann. Zieht er das Unheil an?
Das Unheil in der Erzählung wächst wie durch eine magische Anziehungskraft, erfasst den Rentherrn um so mehr nach dem Verschwinden seiner Frau.
Ein Wandel in der Farbe ist auch eine Eigenschaft des Turmalin. – Pleochroismus. Der Kristall kann je nach Betrachtungsrichtung die Farbe wechseln.
Die Menschen in der Geschichte ziehen das Unglück an, verwandeln sich zum Neagitven gerade zu rhythmisch, viermal in fast identischem Ritual erniedrigt sich der Rentherr vor Dall, dem Verführer seiner Frau.
Verschwinden der Personen – nach dem Verschwinden der Frau/Mutter verschwinden Vater und Tochter in Krankheit und Dunkel.
Stumm werden – das Kind hat nie richtig sprechen gelernt, es beherrscht zwar Sprache und Schrift, versteht aber den Sinn des Gesprochenen und Geschriebenen nur schwer. Ist wie die schwarze Dohle nur eine Nachplapperin.

Die Turmaline auf dem Beitragsbild sind Exemplare aus meiner Sammlung. Ein geschliffener Turmalin mit Pleochroismus zwischen Rot und und einem sehr, sehr blassen Gelbgrün befindet sich ebenso in meiner Sammlung.
Der grüne Turmalin heißt Verdelith, der rosafarbene Turmalin Rubellit, der braune Turmalin Dravit, der blaue Turmalin Indigolith, den grünen mit dem rosa Innenleben nennt man Melonen-Turmalin. Achroit heißt der farblose. Schon im 18. Jahrhundert wurde wohl der farbige Turmalin auch nach Europa importiert.

 

Orion

Orion

Du stehst gegenüber
genau in Südsüd – tief
saug ich dich ein
eiskalte Winterluft um 21.15
das, was die Mutter mir zeigte
bleibt
und kommt jeden Winter zur gleichen Ansicht
der Nebel im Rock
ist da
aber sehr sehr blass.

Schiffsnamen

Schiffsnamen

VERA fährt vorbei
beladen mit 100 Traktoren in John-Deere-Grün.
Der Himmel lässt ein blaues Loch zu
nach Hagel und Gewitter.
PIA fährt
flussaufwärts,
blankweiß und schwarz,
im grauen Band des Rheins.
Türkis schützt sich die Radfahrerin
vor der Kälte
mit blähender Kapuze.
Und dann noch CHARLOTTE nach links.