Limbus

In der Nacht träumte ich vom Zwischenreich der Toten. Ich war mit vielen Menschen unterwegs in wüstenähnlichen Landschaften, aber auch in den dunklen Räumen großer Häuser mit Türen und Öffnungen, Vorhängen, Wänden, alles dunkel, während es in der Wüste hell war. Wir bekamen Aufgaben, man sollte sich einlassen, man musste Aufgaben bewältigen. Es war angsteinflößend, albtraumhaft, aber es ging immer irgendwie weiter, man tat und erlebte einfach weiter. Eine Szene in der weiten Wüste: viele Elefanten mussten sich auf die Kommandos der Führenden (?) hintereinander setzen, niederkauern, dies sah aus wie auf einer verblichenen alten Farbfotografie. Von einer erhöhten Perspektive aus sah ich dicht hintereinander graue Elefanten in hellem Wüstensand, sich in einer Reihe ineinander verkauernd. Das letzte Bild, bevor ich panisch aufwachte, war, dass in ein Kissen mit der Faust eine Mulde gedrückt wurde, von mir? Und die war plötzlich bodenlos und da sollten wir hinein und in den Abgrund, das war eine nächste Aufgabe. Ich war sicher, dass es ein Zwischenreich der Toten war, wo ich war, es war so klar und deutlich, ein Fegefeuer, ein Limbus, ein Ort des Übergangs, es war überwiegend dunkelfarben, man ging durch die vielen Räume und musste die Angst überwinden, um weiter zukommen…

Am Tage nacherzählt klingen Träume oft banal, aber in der Nacht, im Moment des Aufwachens wusste ich, dass ich wahrhaftig in einem Zwischenreich der Toten war!

Heute morgen ist der Rhein verschwunden im Nebel.

Korrespondenzen X

 

 

 

 

Das Rheinknie Richtung Düsseldorf Heerdt im November 1950, ein altes Bild aus dem Nachlass meiner Mutter, aber nicht von ihr fotografiert und beschriftet, vielleicht ein Andenken an ihre Freundin Liesel H., die in einem heißen Sommer (1947?) im Rhein ertrank. Das zweite Bild, aus einer etwas anderen Perspektive, aber am selben Rheinknie fotografiert im Januar 2010, stammt aus meinem digitalen Fotoarchiv mit über 800 Rheinblicken. Auf beiden Bildern führt der Rhein Hochwasser.