Nepomuks Zunge

Heute Vormittag kam ich zu Fuß aus der Innenstadt zurück und nahm wieder den Weg über die Oberkasseler Brücke. Die Stimmung am Rhein war trotz trübem Himmel frisch und entspannt. Die vielen Möwen hatten sich auf den Buhnen und in den Kiesbänken niedergelassen, dazwischen stand seelenruhig ein Reiher. Auf den Wiesen des anderen Ufers weideten konzentriert mindestens fünzig Gänse. Als ich am Brückenkopf die Statue des heiligen Nepomuk passierte, sah ich, dass man einen Kranz an ihm befestigt hatte. Und unten am Fuße des Heiligen lag eine ausrangierte Computertastatur. Zunächst ärgerte ich mich über das asoziale Handeln. Aber passte das nicht wunderbar? Hier lag ein Zeichen für Kommunikation und Sprache! War da nicht die Legende vom Beichtgeheimnis? Nepomuk hatte doch Standhaftigkeit und Verschwiegenheit bewiesen und war dafür allerdings gefoltert, von der Brücke gestoßen und im Fluss ertränkt worden. Weiter berichtet die Legende, dass an seinem später geborgenen Skelett die Zunge seltsamerweise nicht verwest war. So wird der Brückenheilige als Schutzpatron gegen Verleumdung oft mit dem Zeigefinger vor den Lippen dargestellt.

Seltsam geformter Sinterüberzug in rosa schimmernden Lagen, Calcit vielleicht mit Cobaltanteil, auf sehr hartem, aber fasrigem Holzrest. Gefunden in einer historischen Grube, Schmiedestollen, Wittichen, Schwarzwald, aus der Sammlung von RW