Mimosa pudica

Die Nerven sind auf’s Äußerste gespannt. Jedes überraschende Geräusch, ob laut oder leise, lässt zusammenzucken, worauf blitzschnell ein kurzes Huch oder Hach folgt. Hab Acht! Der Atem wird oft angehalten, um sich später mit einem tiefen Stöhnen zu befreien. Was war es, was eben noch durch den Kopf ging? Ein Ruck – und in Sekundenschnelle ist weg, was in Gedankenbildern so lebendig war. Der lauten Medienschreierei kann man nicht mehr ausweichen, eingebildete Katastrophenszenarien ziehen in den eigenen Alltag ein.
In einem Alptraum heute Nacht konnte ich durch beherztes Stoßen mit dem Fuß eine gefährliche, bleiblaue, große Kugel, die auf mich zuflog, aus der Bahn bringen und damit eine große Explosion in meiner Welt verhindern.
Die Mimose zieht ihre fiedrigen Blätter bei zuviel Licht, Temperaturschwankungen und Berührung zusammen. Noli me tangere. So zart sieht sie aus mit ihren Pinselblüten. Sie bilden das Empfindliche dieser Pflanze im wahrsten Sinne ab. Sie scheint mit allen Sinnen zu reagieren und wird die keusche genannt, weil sie sich bei Berührung verweigert.

Mimose in einem Vorgarten in Düsseldorf am Rhein, Fotografie RW, 30. Juli 2019