Kupfer

Beim Anblick des auf der Straße liegenden Seidenbandes dachte der indische Prinz an die prächtigen Exemplare gediegenen Kupfers, die er in der Sammlung seines amerikanischen Freundes aus Michigan gesehen hatte. Er selber besaß nur ein kleines Nugget, dessen Herkunft er nicht kannte. Der warme rötliche Ton des Kupfers war ihm fast noch lieber als die satte Farbe von gediegen Gold. Eigentlich glich die Farbe des Bandes mehr der von Bronze, der Legierung aus Kupfer und Zinn. Vor Wochen hatte der Prinz einige Bronzefiguren in Auftrag gegeben – Abgüsse von Tierknochen, die er vor Jahren am Ufer des Brahmaputra gefunden hatte, lange Schenkelknochen und wirbelähnliche. Gestern hatte die Giesserei sich gemeldet, dass die Abgüsse fertig seien. Nun musste er lediglich entscheiden, ob sie noch patiniert werden sollten. Nein, er wollte die glänzende helle Farbe der Bronze für seine Objekte behalten und vielleicht nur ein Wachs auftragen lassen, dass es nicht zu Oxidationen kommen konnte. Für die Bronzen hatte er schon eine Vitrine bauen lassen, auf dass die Stücke neben den Kupfermineralien gut zur Geltung kämen.

Band auf dem Straßenpflaster in Bergen, Nordholland, Fotografie RW, 26. April 2022