Nach einem stürmischen Wochenende ist der Rhein heute Morgen so glatt und ruhig, als wolle er ein stehendes Gewässer vortäuschen. Ist das nur der Fall, wenn es fast windstill ist oder der Wind aus einer bestimmten Richtung bläst? Heut ist er kaum spürbar und kommt aus dem Westen. Ich meine, der Fotograf Andreas Gursky hätte einmal im Zusammenhang mit seinen Rheinbildern gesagt: Nur bei Ostwind ist der Rhein so glatt. Nun – vielleicht ist nicht die Richtung wichtig, sondern, von welchem Winkel aus der sehr schwache Wind auf die Wasseroberfläche trifft und die Wellen gleichsam mit dem Strich glättet. Oder von welchem Ufer aus man beobachtet? Die Fließgeschwindigkeit spielt sicher auch eine Rolle. Das Phänomen hält auch nicht lange. PROMESSA fährt gerade vorbei gefolgt von NEVADA und PRONTO kommt ihnen entgegen – die Schiffe sind jetzt wieder von deutlichen Wellen umgeben, die zügig Richtung Holland fließen.
Weil die Platanen am Rheinufer vorgestern beschnitten wurden und damit die Sicht auf den Fluss wieder ganz frei ist, fällt es leicht, ein bisschen über das Wasser nachzudenken.
Ich habe die Essays und Gedichte von Adam Zagajewski für mich entdeckt. Ich liebe seine Beobachtungen und seine «Poesie (ist Suche nach Glanz»). Ich empfehle sie weiter. Zum Beispiel in «Die kleine Ewigkeit der Kunst» und «Asymmetrie». Beides Carl Hanser Verlag