Grus grus


Auf einer alten Cloisonné-Vase sind Kraniche bei der Rast dargestellt. Einer putzt sein Gefieder, der andere schaut in den Himmel, um die Flugroute zu prüfen. Vorgestern, am Sonntag, den ersten Advent, flogen wieder Tausende der Vögel in unglaublich großer Höhe über das Haus am Rhein hinweg. Sie kamen am Nachmittag in Zeitabständen von Minuten, aber auch Stunden. Der Himmel war an diesem Tag klar und blau. Die schon tiefer stehende Sonne beleuchtete ihre schwarzweißen Gefieder. Immer neue riesige Verbände tauchten im Norden auf und zogen nach Süden. Dann ereignete sich Seltsames, sie lösten die Einsen auf und  kreisten scheinbar unruhig, tauchten unter und über die Gruppen, ihre lauten Rufe ständig wiederholend. Hatten sie die Orientierung verloren? Suchten sie einen Rastplatz, da der Tag sich neigte? Nein, man weiß, dass sie kreisen, um sich neu zu formatieren, günstige Warmluftschichten zu prüfen und – besonders schön – um auf Nachzügler zu warten. Herrliche Vögel, Grus grus.

Aufbau des Sammlers, Fotografie RW, November 2020