Die Oper, die Musik, das Gehirn


Kann die Musik das Gehirn unmittelbar in Beschlag nehmen und dort etwas Merkwürdiges anrichten, fragte sich die steinalte Sophia gestern im Opernhaus. Bei der turbulenten Ouvertüre zum Rosenkavalier von Richard Strauss stellte sie sich vor, dass sich bei ihr im Kopf etwas schmerzhaft zusammenziehen und sich in heftigen Kopfbewegungen entladen könne. Dazu würde sie einen kurzen Laut kaum unterdrücken können. Man hätte ihn zwar überhaupt nicht gehört, so opulent, heftig und rauschhaft war die Musik. Sie saß sehr nah am Orchestergraben, sah den Kopf des Dirigenten und auch die Musiker. Dann öffnete sich der rote Vorhang. Als die Sängerinnen und Sänger ihre Stimmen ertönen ließen, wurde es der steinalten Sophia unheimlich – welche Kraft in ihnen lag! In der Pause nach dem ersten Akt verließ sie das Opernhaus und ging durch die winterliche Kälte nach Hause.

Vor der Aufführung in Düsseldorf, Fotografie RW am Dreikönigstag 2024