Bella Bulla

Am 12. Tag im neuen Jahr legte ich die Funde von gestern auf die Fensterbank aus Muschelkalk. Ich fotografierte sie mit meinem Smartphone und zwar größer als in Wirklichkeit. Das kleine himmelblaue Glasstück ist winziger als eine Erbse. Und dass es etwas Besonderes ist, verrät es mir durch seine Inklusion. Eine wunderbar runde Luftblase hat sich in diesem Bruchstückchen erhalten. So als wollte das Stück sie präsentieren, sitzt die Blase auch genau mittig darin. Wieso in aller Welt habe ich gerade dieses Stückchen gefunden? Unter der Rheinbrücke in der großen Schotterfläche ist es doch eigentlich unauffindbar. Ich fokussiere meine Augen auf Blau – die Farbe unterscheidet sich vom Grau und Braun der Schlacke im Schotter. Außerdem schien gestern strahlend die Sonne am Rheinufer. Und so konnte ich unter der Brücke die blitzenden Glasreste um so besser entdecken. Ich war an den Rhein gegangen, um die gefrorenen Eisflächen des Hochwassers zu sehen. Die Eiskristalle auf dem nassen Schwemmholz funkelten, riesige Stämme trugen glitzernde Mäntel. Im Gegenlicht sah ich das Profil eines unbeweglichen Reihers zwischen den auffliegenden Gänsen. Die Türme und Bauten der Stadt in Richtung Osten waren durch das Licht der Morgensonne noch gelbgrau verblasst. Der Himmel gegenüber jedoch strahlte in winterlichem Blau, das so genau die Farbe meines gefundenen Glasstückchens hatte.

Fundstücke vom Rheinufer Düsseldorf im Schotter unter der Kniebrücke, Fotografie RW, 12. Januar 2014