Die Heiligen Drei Könige

Morgen am 6. Januar ist Epiphanias, der Tag der Erscheinung des Herrn, das Fest der Heiligen Drei Könige. Ich habe vor drei Jahren in Köln im Museum Schnütgen und in der Schatzkammer des Domes die Ausstellung zu den Heiligen Drei Königen gesehen. Dort habe ich mindestens fünf Postkarten des Motivs vom Traum der Könige/Weisen/Magier gekauft. Heute stellte ich eine davon zwischen meine Wunderkammerexponate (Am Rand der Fotografie sieht man Achat aus dem Saarland, Landschaftsmarmor aus Italien, und eine Geode aus Südtirol). Das auf der Postkarte abgebildete Teil eines Figurenkapitells, aus der Kathedrale Saint Lazare in Autun, war für die Ausstellung zum ersten Mal ausgeliehen worden. Die Darstellung hat mich tief beeindruckt. Wie der Engel zum Stern deutet und gleichzeitig die Hand des ersten Königs berührt, der daraufhin die Augen öffnet, gehört zum Schönsten, was ich in diesem Zusammenhang gesehen habe. Die Heiligen Drei Könige liegen mit ihren Kronen im Bett, unter einer gemeinsamen Decke, die mich in ihrer konzentrischen Faltung an eine Muschelklappe (z.B. Globivenus effossa) erinnert. Leider ist das Motiv auf der Karte an den Rändern beschnitten, so dass man die Bettpfosten der Liegestatt nicht sieht. Kopfkissen und Decke, sowie die Kronen sind kostbar und detailreich geschmückt. Die Schatten auf der Aufnahme sind allerdings etwas zu stark, daher wirkt hier die Mimik des Engels strenger als im Original, obwohl der Augenblick ja höchst dramatisch ist. Wie schön sich die Zahl Drei im Bild der drei Könige, drei Kronen wiederholt: in den drei Händen und Armen, die dann wieder in einem Dreieck zusammengeführt werden! In dessen Innerem bildet die Faltung ein wiederholtes, neues Kreisen. So ist die Darstellung bei allem Detailreichtum gleichzeitig durch die Abstraktion der Linien und Formen in eine Botschaft gehöht, die über das rein Erzählerische weit hinaus geht.

Teil eines Figurenkapitells, Kalkstein mit Spuren von farbiger Fassung,
«Der Traum der Könige»,
Autun, Kathedrale Saint Lazare, Kapitelsaal,
um 1125 -35, Fotografie der Postkarte  JM Duband