Das Glück des Finders

Am 9. Januar des Jahres habe ich an dieser Stelle von einem wiederkehrenden Traum erzählt: Dem Auffinden von besonders schönen klaren Kristallen im Erdreich.
Nun waren wir im Mai erneut unterwegs. In einem verlassenen Steinbruch konnten wir ohne große Mühe, lediglich ausgerüstet mit Geologenhammer und Spitzhacke, einige mit Sand und Lehm gefüllte Gänge freilegen, als hätte ein eiszeitlicher Flusslauf Sedimente in Hohlraum und Klüfte gespült. Hier verbargen sich die schönsten Kristallstufen und auch abgerollte kleine Drusen. Fein schimmernde Opalbänder zogen sich durch Decken und Wände der Hohlräume. Wir legten frei und sammelten auf, was wir tragen konnten, wuschen unsere Beute in einem nahen Bach. Auch in den Uferseifen des kleinen Gewässers fanden wir noch kleine abgerollte Quarze in seltsamen Farben.
Wir besprachen uns mit den Edelsteinschleifern in Idar-Oberstein und sortierten das schleifunwürdige Material in unsere Archivschränke. Der beste Schleifer machte sich an die Arbeit: zuletzt hatten wir zwei oval facettierte Steine, einen großen lauchfarbenen Quarz, den Prasiolith, und einen besonders tiefvioletten Quarz, den Amethyst, vor uns liegen. Den ebenso geschliffenen Feueropal mit seinem brennenden Orange betrachteten wir unter der Lupe und stellten fest, dass er über und über mit winzigen roten Pünktchen übersät war. Durchsichtig bläulich schimmerte der zweite Opal, ihn hatte der Schleifer in einen circa 7 Carat schweren Cabochon geschnitten und so fein poliert, dass die Reflexerscheinungen des Lichtes an den winzigen Kieselkügelchen in seinem Inneren aus jedem Augenwinkel andersfarbig erschienen.

Verlassener Steinbruch im Odenwald, Fotografie RW 2010,
Vier edle Steine,
Fotografie RW 2019,
Prasiolith, Indien; Amethyst, Tamil Nadu, Indien; Feueropal und Jelly Opal, beide Äthopien; erworben von Andreas Börsch, jetzt in der Sammlung RW. Die Gelegenheit, Andreas zu treffen, fanden wir bei Gudula Roch.