Das Geschenk von Hanns-Josef Ortheil


Zu meiner größten Freude schreibt der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil über mein Buch. In seinem für mich sehr anregenden Autorenblog, für den er seit Herbst 2016 fast täglich Beiträge über Literatur, Musik, Kunst, Beobachtungen des Alltags, seine Heimat, seine Gärten und Wälder verfasst, berichtet er zum vierten Advent über das Patenkind Lisa, das in seiner Bibliothek mein Buch entdeckt hat und daraufhin selbst beginnt, Steine zu sammeln. Ich darf Ortheil hier zitieren und empfehle seinen Blog zur täglichen Lektüre:

«Kostbare Sockel für seltene Dinge
Veröffentlicht am 17. Dezember 2022 von Hanns-Josef Ortheil
Mein Patenkind Lisa (12 Jahre) ist seit einiger Zeit häufiger zu Gast. Wenn sie morgens ins Haus kommt, geht sie oft zu den Bücherwänden, um nach Büchern zu suchen, die ihr gefallen. Sie möchte zunächst weniger lesen als schauen, deshalb greift sie nach Kunstbüchern oder reich bebilderten Bänden, die sie auf dem Boden stapelt.
Fünf bis zehn werden es jedes Mal sein, sie liegen nach der ersten Auswahl kreuz und quer aufeinander und werden danach genauer geprüft. Lisa sucht nach etwas Kuriosem, das ihr so noch nicht begegnet ist, dafür hat sie ein scharfes Auge.
Ich lasse sie in Ruhe und komme erst näher, wenn sie sich für ein bestimmtes Buch entschieden hat. Dann beugt sie den Kopf tief über die Seiten und schaut auf die Abbildungen, als müsste sie die bunten Bilder erst eingehend befragen: Was zeigt ihr mir da? Was ist das genau? Wie wurde das gemacht?
Ein Lieblingsbuch, das sie auf diese Weise befragt, ist von der Künstlerin Ruth Weber, es heisst, rätselhaft genug: Kostbare Sockel für seltene Dinge.
Zu sehen sind kleine Plastiken oder Skulpturen, mindestens 1,5 cm und höchstens 30 cm hoch. Ihre bunten und strahlenden fotografischen Abbildungen lassen sie jedoch viel größer erscheinen. Die meisten wirken wie sakrale Preziosen, ähnlich jenen Monstranz-Gestalten, die in der katholischen Andacht an seltenen Tagen des Kirchenjahres auf einem Altar stehen.
Jede Plastik hat einen Sockel, der ein „seltenes Ding“ trägt, stützt, bewahrt oder zeigt. Auf den Textseiten gegenüber den Fotografien sind die beiden Elemente und die Fundorte genau bezeichnet: Eine Keramikscherbe mit zwei Buchstaben (OH) tanzt auf Koprolith, verkieseltem Dinosaurierkot aus Utah (USA). Oder: Eine Porzellanscherbe, unter der Rheinkniebrücke Düsseldorf gefunden, umwandert eine Achatgeode aus Namibia.
Über diesen sachlichen Angaben erscheinen hier und da kurze Texte von Nora Gomringer und Steffen Popp, die nichts erklären, sondern mitsummen, mitsingen, mitseufzen, mitsprechen.
Sämtliche Elemente, die zu den Objekten dieser Wunderkammer komponiert wurden, stammen aus den Sammlungen der Künstlerin. Sie zitieren Weite und Ferne, die Nähe und das All: als wären es „Weltstücke“, die an die ursprüngliche Schönheit des blauen Globus erinnern.
Kostbare Sockel für seltene Dinge ist ein festliches Buch aus kleinen Dingen, nicht in pompösem, sondern in poetischem, ich möchte fast sagen: „frohlockendem Sinn“.
Lisa trägt dieses Buch durch das Haus und nimmt es mit hinaus auf den Gartentisch. Sie hat begonnen, nach Steinen und Brocken zu suchen, die sie wäscht und auf dem Tisch auslegt. Wenn Schnee fällt, tauchen die weißen Flockenhügel alle Fundstücke in ein kristallines Strahlen, als hätte der Himmel sie mit auf die Erde geschickt.
Könnte ich mir für Weihnachten ein schöneres Geschenk-Buch vorstellen, das Rätsel, Geheimnis und Forschung zugleich ist?
Bestellbar ist es hier: order@buchhandlung-walther-koenig.de oder über: 0221-205960
(Allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs wünsche ich einen entspannten vierten Advent!)»

Zitiert aus https://www.ortheil-blog.de/    Danke Hanns-Josef Ortheil!
Mein Buch auf der Tischvitrine vor zwei Exemplaren der Fotografie «Keramikscherbe auf Koprolith», Fotografie RW, 4. Advent 2022