Bergkristall

Eben gab ich das Wort Bergkristall in die Suchmaske meines Blogs ein, um herauszufinden, wie oft ich schon über dieses Mineral schrieb. Es erschien die magische Zahl 24, die Zahl, die ich in einem alten Traum finden sollte und stattdessen die 23 fand. Das ist ein Glücksfall. Heute nun also der 25. Beitrag über Bergkristall, den reinen Quarz – SiO2 Siliziumdioxid – ein sehr häufiges Mineral. Das Buch von Anton Legner, das sich dem Bergkristall und seiner Rolle im Mittelalter widmet, wurde vor ein paar Tagen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung besprochen. Eine Ausstellung zum Thema wird im November im Schnüttgenmuseum zu Köln eröffnen. Zwei Ereignisse, die ich für mich mit Freuden verbuche.
Der geschnittene Bergkristall als kostbares, durchsichtiges Behältnis für heilige und zu verehrende Dinge – Reliquien – hier ein Dorn aus der Spottkrone Christi, getragen von einem goldenen Engel – scheint mir tausendmal würdiger als das von Menschen gemachte Glas. Trägt der Bergkristall doch in seinem Innersten das Millionen-Jahre-alte Gedächtnis seiner eigenen Geburt, manchmal sogar als Gas- oder Flüssigkeitsinklusion. In der Tiefe der dunklen Bergklüfte wachsen die Quarze in trigonaler Symmetrie zu Kristallnadeln aus. Sechs Seiten haben sie und enden an den Spitzen in Rhomboedern. Ungeheuer vielfältig kommen sie in vielen Varianten und Wachstumsformen vor. Ein herrliches Forschungsgebiet – und von den Strahlern aus den Bergen der Alpen herausgeholt, gingen sie in alter Zeit nach Mailand, wurden dort von den Cristallari geschliffen zu liturgischen und profanen Gefäßen, zu reichem Besatz von Kristallüstern und Schmuck, bis die Böhmen ein Kreideglas erfunden hatten, das viel preiswerter war.

«Himmel und Erde» Artikel von Uwe Ebbinghaus in der FAZ vom 14. April 2022
Monstranz aus dem 15. Jahrhundert mit goldenem Engel auf dem Bergkristalbecher, einen Dorn aus der Spottkrone Christi tragend. Foto Kolumba Museum/Lothar Schnepf
Anton Legner «Faszination Bergkristall», Greven Verlag 2021