Auf dem Gletscher


Als Kind wollte ich Erfinderin werden. Ich baute mir aus Ton eine kleine Gletscherlandschaft. Dachte mir zwei Figuren aus, die in dieser Landschaft etwas bauen sollten. Es waren Herr Japner und Frau Chinois. Die sollten sich nun auf einen Wettbewerb einlassen. Zwei Häuser und ein Turm waren auf dem Gletscher zu errichten. Wer die beste Lösung dieser Aufgabe in einem Modell verwirklichte, wurde mit einer Expedition zum größten Gletscher der Welt, dem Lambert-Gletscher in der Antarktis, belohnt. Herr Japner und Frau Chinois hintergingen meine Wettbewerbsbedingungen und reichten zusammen einen einzigen Entwurf ein. Das leuchtende Kristall-Haus hatten sie knapp auf eine Eiswand gesetzt. Es kippte nicht, war tief im Felsen unter der Eisdecke verankert und sollte in der Nacht Polarlichter aufnehmen, die tagsüber nachglühten und im grüngelben Kristallhaus in Heizkraft umgewandelt wurden.
Im goldenen Turm war ein Perpetuum Mobile untergebracht, das jedes Jahr eine weitere goldene Scheibe generierte. So wuchs der Turm langsam aber stetig. Unter dem Turm im Eis gab es Bereiche mit einem Treibhaus, einem Wohntrakt und einem Schwimmbecken. Die Energie dazu lieferten die Generatoren in den Goldscheiben und das Polarlicht. Der Entwurf wurde vielfach ausgezeichnet, seine Verwirklichung scheiterte aber an der Tatsache, dass es nirgends auf der ganzen Welt kein Perpetuum Mobile gab. Frau Chinois und Herr Japner werden 2023 in die Antarktis reisen.

Tonobjekt mit Citrin, Fluorapatit und Messingplaketten, Erfindung RW 2022, Sammlung RW