Abends am Rheinfenster

Junge Leute albern im Dunkeln auf der Wiese hinunter zum Rhein. Ihre Stimmen schallen zu mir herüber. Sie rufen und lachen, machen übertriebene Bewegungen wie große Schritte mit gebeugtem Knie. Einer trägt rote Schuhe. Jetzt höre ich jemanden zählen. Eins – zwei – drei – vier – fünf –
Hunde laufen ungerührt den Weg entlang, versehen mit leuchtenden, blinkenden Halsbändern. Die Hundebesitzer bleiben im Dunkeln. Ein Kind schreit wütend auf, der Vater versucht es in einer fremden Sprache zur Ordnung zu rufen.
Dann ist alles still – ein schwarz gekleideter Mann läuft noch schweigend im Dunkel davon. Mir bleibt nur ein Rauschen in den Ohren.
Die glitzernden weißen und grünen Lichtsäulen auf dem Wasser des Flusses schlagen Brücken zum anderen Ufer. Dort fahren die Scheinwerfer der Hafenkräne noch hin und her. Ein flussabwärts kommendes Schiff trägt Lichterketten zwischen Führerkabine und Ladung.
Die lauten Weihnachtsfeiern in Firmen und Büros sind längst vorbei. Morgen am Heiligen Abend will ich ganz ruhig an die vielen Weihnachtsfeste der Kindheit denken.

Tanz an Silvester, Fotografie RW, Aachen 2003