Mein Bruder machte mich darauf aufmerksam, dass das Rijksmuseum unter anderem eine Darstellung des Salvator Mundi nach van Dyck besitzt und viele weitere Drucke zu diesem Motiv. Auf der schönen Website des Rijksmuseums kann man sich in dessen reiche Sammlung vertiefen. Der Salvator Mundi (1589) von Hendrick Goltzius hat es mir besonders angetan. Für mich ist ungewöhnlich, dass er im Profil dargestellt ist, vielleicht aber hat das etwas mit der Besonderheit dieser Variante des Welterlösers zu tun: Zu dem Blatt gehören noch weitere dreizehn mit Darstellungen der zwölf Jünger Jesu und dem heiligen Paulus. Die Apostel sind auch halbfigurig, aber eher frontal zu sehen und in den für Goltzius typischen Drehungen und Wendungen von Körper und Gestik.
Am Himmelfahrtstag spricht Christus zu den Jüngern: Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen… Unter dem Bild in lateinischer Sprache, zitiert nach Markus 16,15.
Das heißt, Christus wendet sich nicht nur den Jüngern zu, sondern ist hier vor allem der Auferstandene, der sich ihnen nach seinem Tode zeigt, verdeutlicht durch den Nimbus, dessen Strahlen über das ganze Blatt gehen. Er blickt den Betrachter nicht an. Nur der Daumen der segnenden Hand weist in unsere Richtung. Am merkwürdigsten ist aber die mit einem Kreuz bekrönte, durchsichtige Weltenkugel, die er in seiner linken Hand hält. Sie kippt, das Kreuz auf ihr neigt sich, perspektivisch verzerrt, in Richtung Betrachter. Wieder (siehe Beitrag von gestern) sehen wir eine Fensterkreuzspiegelung, die hier eine Beziehung zum Kreuz auf der Kugel provoziert, aber nicht sein Schatten, nicht seine Reflexion ist. Der Daumen der haltenden Hand wird gegenüber der Fensterkreuzspiegelung hell reflektiert. Die Kugel ist wie mit dem Zirkel in kreisrund laufenden Formlinien graviert, die an- und abschwellen, sich teils verdoppeln, so dass Licht, Schatten und Transparenz erzeugt werden. Für mich besitzt die Kugel fast hypnotische Kräfte.
Der Dargestellte erstrahlt in Haut, Haar und Gewand durch helles Licht von links vorne. Der gleißende Nimbus dagegen ist ein übernatürliches Licht, das Haar auf dem Hinterkopf des Erlösers bleibt dunkel.
Der kleine Kupferstich ist 149 mm hoch und 103 mm breit. Auf der Website des Rjiksmuseums kann man das Blatt derart heranzoomen, dass die sogar Papierfasern zu erkennen sind und erst recht die wunderbaren Linien.
http://hdl.handle.net/10934/RM0001.COLLECT.438157