Vierzehntes Bild

Erinnerungsbild aus RWs Lebensabschnitt von 7 bis 14 Jahren
Der Ruß auf den Pflaumenbäumen
Die Rinden der zwei Pflaumenbäume im Garten von Haus Dorgarten, in dem unsere achtköpfige Familie ab den späten 50ern wohnte, waren mit Staub aus der Luft bedeckt, schwärzlichem oder rötlichem Ruß. In der Ferne sahen wir auch manchmal Feuer am Himmel lodern. «Abstich» wurde dann gesagt. Die Hochöfen und Kamine konnten wir von der oberen Terasse am Horizont gegen Westen ausmachen. Ich erinnere mich auch an dramatische Sonnenuntergänge. Wir hatten aber den Eindruck, als wäre die Luft klar und frisch, besonders im Herbst, wenn wir auf die Pflaumenbäume kletterten und die ersten, unreifen Pflaumen aßen. Wir putzten sie mit unseren Jackenärmeln blank und bissen hinein.
Eine lästige Aufgabe war es, das Laub im Herbst zu fegen. Unser Vater gab uns die Ordnung vor. Nicht kreuz und quer, mal hier und mal da, sondern «systematisch» in Reihen und am Ende der Reihen sollten sorgfältig Laubhaufen aufgetürmt werden, die dann zum Schluss aufgenommen wurden und auf den Kompost in der hinteren rechten Ecke des großen Gartens kamen. Der Garten war rings umgeben von Getreide- oder Rübenäckern. Das Haus lag an einer damals noch nicht so stark befahrenen Landstraße zwischen Düsseldorf und Duisburg. Von der Fensterbank des Kinderzimmers aus, auf deren polierter, warmer Oberfläche aus Fossilienkalk wir im Herbst und Winter gerne saßen, zählten wir die vorbeifahrenden Autos, besonders wenn wir auf den Vater warteten, der von der Arbeit oder einer Geschäftsreise kam.