Der indische Prinz ist am Sonntag zur Vernissage einer Kunstausstellung eingeladen. Ein wenig hat er die Ausstellung mitkonzipiert. Im Vorfeld hat er der Künstlerin folgende Edelsteine und Mineralien für ihre Arbeit geschenkt: eine alte Miniatur-Snuffbottle aus violett, blau und rot schimmerndem Edelopal, geschnitzt von einem chinesischen Edelsteinschneider; eine antike, kleine, goldene Brosche aus England mit Rubin, Opal und Diamanten in Form einer Fliege; einen Augenachat; einen stalaktitisch gewachsenen Amethyst mit Augenanschnitt und einen großen violetten Fluoritkristall. Die Künstlerin kombiniert die Steine mit ihren Arbeiten, so dass etwas völlig Neues entsteht. Snuffbottle, Fluorit und Augenamethyst finden sich im Silberwald wieder – unter einer Glasglocke stehen drei silbern glasierte Keramikbäume, auf einem der geschnitzte Opal, dazwischen schimmern violett Amethyst und Fluorit. Die Künstlerin hat als Dank das Porträtfoto eines Vorfahren des indischen Prinzen in einer Collage verarbeitet – diese hängt nun in der Ausstellung in unmittelbarer Nähe des Silberwaldes auf der Rückseite der blauen Wand. Die Vorderseite ist mit zehn weißen Wandkonsolen bestückt, worauf die Künstlerin blauweiße Vasen gestellt hat, die jeweils Mineralien, Korallen oder Keramikköpfe tragen. Die Idee kam ihr nach einem Besuch im Rijksmuseum, wo es eine Wand mit symmetrisch angeordnetem, kostbaren, chinesischen Porzellan gibt, nach den Zeichnungen und Stichen des Architekten und Kupferstechers Daniel Marot (1661-1752) aufgebaut. (Dank an G. J. M. Weber für den Hinweis)
Die kleine Edelsteinfliege findet der indische Prinz im ersten Stock des großen Ausstellungsraumes ebenfalls unter einer Glasglocke. Ein goldener Ast mit vielen aus Papier geschnittenen Augen ragt darunter auf und zu seinen Füßen neben einer Citrinstufe liegt der Augenachat. Der Prinz ist so glücklich, als er all diese Dinge erblickt, eine Euphorie erfüllt ihn, die er nur aus Kindertagen von hohen Festtagen kennt. Er schweift mit den Augen umher und sieht magische Korrespondenzen zwischen den Farben der großen abstrakten Gemälde an den Wänden. Diese stammen von dem mit der Künstlerin ausstellenden Maler. Viele der über zweihundert Besucher der Vernissage beglückwünschen die beiden, die mit ihrer Freude alle anstecken, da ihre sehr unterschiedlichen Arbeiten in so gute Beziehungen miteinander kommen.
Draußen leuchtet die Herbssonne auf das Schloss Reuschenberg mitten im schönen Park, umgeben von der braun fließenden Erft. Ein kleiner, grauer Flußkrebs hat sich auf dem Weg zwischen Schloss und Ausstellungsräumen verirrt. Als der Prinz ihn packen will, um ihn in das Flüsschen zurückzugeben, stellt er drohend seine beiden Scheren auf. Der Prinz nimmt zwei große Blätter der Kastanien vom Boden auf, greift das Tier behutsam an den Seiten und kann ihn unversehrt ins Wasser zurückbringen.