Um die Sonne und um sich selbst

Gerhard Richter hat in Münster seine Arbeit «Zwei Graue Doppelspiegel für ein Pendel» präsentiert. In der profanierten barocken Dominikanerkirche hängt eine schwere Kugel in der Vierung, schwingt gleichmäßig hin und her und zeigt pro Stunde eine Abweichung von 12 Grad gen Osten. Das kann man auf einer unter den Pendelbewegungen liegenden Steinplatte aus Grauwacke in Skalen ablesen und in 30 Stunden hat sich die Erde einmal um sich selbst gedreht. Das ist natürlich ein Zitat des Foucaultschen Pendels. Aber Richter hängt an den sich gegenüberliegenden Wänden noch jeweils zwei große, von hinten graugestrichene Glastafeln auf, auf deren Spiegelflächen sich die Bewegungen des Pendels und auch der beobachtende Betrachter wiederfinden. Gegenüber – das bedeutet wohl auch ein unendliches Spiegelbild. Das müsste ich aber vor Ort überprüfen. Ich habe diese Arbeit noch nicht gesehen. Aber sie hat mich schon in der Vorstellung so begeistert, dass eine Reise nach Münster ansteht, wenn sich der erste Hype um diese Installation gelegt hat, so dass man sie in Ruhe betrachten kann.

Illustration aus «La Science Amusante» von Tom Tit,

(Arthur Good), Paris, P. Larousse et Cie, um 1890, aus meiner Bibliothek