Ordnung, Winkel und Maß

Die fünf Platonischen Körper, hier etwas grob aus Bergkristall geschnitten, sind seit langer Zeit unsere favorisierten Anschauungsmodelle. Es sind aus deckungsgleichen, regelmäßigen Flächen zusammengesetzte, konvexe Polyeder. Nur fünf Körper überhaupt erfüllen diese besonderen Eigenschaften.
Der Hexaeder mit sechs Quadraten als Seitenflächen,
der Tetraeder mit vier Dreiecken als Seitenflächen,
der Oktaeder mit acht Dreiecken als Seitenflächen,
der Pentagondodekaeder mit zwölf Fünfecken als Seitenflächen,
der Ikosaeder mit zwanzig Dreiecken als Seitenflächen.
Seit der Antike von Mathematikern und Philosophen beschrieben, haben die fünf uns auch deswegen fasziniert, weil die Minerale Pyrit, Fluorit, Granat und auch der Kohlenstoff (Diamant), als Vertreter des kubischen Kristallsystems solche Körper bilden. Nie so perfekt wie auf dem Reißbrett, aber doch erstaunlich regelmäßig. Siehe dazu auch unsere Blogbeiträge Natura naturans – non manu factum vom 26. Februar 2018 und Polyeder vom 8. November 2018.
Es macht Vergnügen, die althergebrachte Entsprechung der Platonischen Körper zu den vier Elementen und dem Kosmos nach der Gestaltäquivalenz zu beurteilen.
Der Würfel, Hexaeder, steht mit dem Quadrat als Grundfläche fest auf dem Boden, deshalb versinnbildlicht er die Erde.
Der Ikosaeder wirbelt herum mit seinen vielen Flächen, seine Kleinteiligkeit hat etwas Liquides, also steht er für Wasser.
Der Tetraeder erinnert in seiner Form an eine Flamme, symbolisiert das Feuer.
Der Oktaeder tänzelt auf seiner Spitze, verjüngt sich nach oben und unten, hat etwas Unstetes, die Luft.
Der Pentagondodekaeder für den Kosmos hat als Seitenfläche das Fünfeck. Im Pentagon findet man die Sectio Aurea und den Vitruv-Leonardo-Menschen (hier ist die Schöpfung verborgen). Und das zwölfmal – erinnert an die Jahresordnung.

Die fünf platonischen Körper aus Bergkristall, Sammlung RW,
invertierte Fotografie RW 2019,