Nachtschattengewächse

Nachtschattengewächse
Deine besten Gedichte erscheinen in der Nacht
zwischen zwei Träumen wie unverhoffter Besuch,
kein Wort zu viel, kein Wort zu wenig, erklären sie
das Leben, die Liebe, die Lüge und reimen sich
ohne Gleichklang, dialektische Blitze wie sie
Walter Benjamin gefallen hätten, streng logisch
und voll metaphysischer Ticks, du memorierst Zeile
für Zeile, bist aber zu faul, das Licht anzuschalten,
um sie zu notieren, beim Erwachen, denkst du,
wirst du dich jeder Silbe erinnern und schläfst
wieder ein, am Morgen bleibt von ihnen nichts als
eine vage Erinnerung an einen glücklichen Augenblick,
den du bemerktest, aber nicht festhalten konntest.

Gedicht von Steffen Mensching in der FAZ vom 9. Dezember 2023
Dazu meine Arbeit von 2023: Drei Keramiken mit Pflanzenrest, Drahthaken vom Rheinufer Düsseldorf und Mandaringranat in Glimmer aus Äthiopien