Wir fahren auf der alten Landstraße vorbei an üppigen Bäumen und reifen Feldern. Am Rand die Wegwarten himmelblau, dazwischen Habichtskraut, Ackersenf und Rainfarn – goldgelbe Sonnenflecken. Der Himmel war seit Tagen schon grau und grau, aber es regnet heute nicht. Das ist heimatlich und familiengleich. Das kenne ich. Solche Sommer kenne ich. Es wuchert und wächst. Auf dem Friedhof streiten wir ein wenig. Rupf ich das Efeu ab und lasse den Huflattich stehen? Ich werfe beides auf den Kompost. Sechs Sommer ohne die Eltern, die die Namen – besonders die Mutter – der Pflanzen kannten.
Im Nachbardorf setzen wir uns in den Wirtshausgarten hinter der kleinen Kirche. Von hier aus können wir den Rhein sehen. Die Wirtin im weißen Kittel grüßt knapp mit einem Lächeln. Der große alte Kellner muss sich unter den Platanen bücken, als er uns die Speisen und das Glas Riesling bringt. Eine Mücke lässt sich auf meinem Oberarm nieder und will durch die Wolljacke stechen. Ich bemerke aber rechtzeitig einen winzigen Schmerz und jage sie fort, bevor sie an mein Blut kommt. Wir schauen uns an und lassen uns hier Zeit, bestellen sogar noch Apfelkuchen, Erdbeeren, Sahne und Eis zum Nachtisch.