Legere

Das Sammeln ist ein Auflesen, Anhäufen von Dingen, die der sammelnden Person ein Echo geben.
Die Dinge spiegeln das Staunen der sammelnden Person wider – vor der Schönheit der Natur, der Kunst, vor den Fragen nach dem Sein, dem Universum, der Zeit und dem Tod.
Die Dinge haben Form angenommen – stellvertretend für diese Fragen.
Die Nymphe Echo wird von Narziss nicht wiedergeliebt, da er nur sich selbst liebt. Sein eigenes Spiegelbild im Wasser (Echo hört er nicht).
Das Betrachten der gesammelten Dinge befriedigt die sammelnde Person durch den Erkenntnisgewinn, der von den Dingen ausgehen kann.
Beim Wiederfinden von vergessenen oder lange nicht betrachteten Dingen der Sammlung kommt Freude und Abenteuerlust auf, wie bei der Reise in ein fernes Land, der Erinnerung an den Moment des Findens/Auflesens.
Ein Verlust oder das Nicht-Wiederfinden eines aufgelesenen Gegenstandes lässt die sammelnde Person unruhig werden und ihre Gedanken hören nicht auf, darum zu kreisen.
In der Sammlung gibt es Hierarchien – Kerne, Anzeiger, Begleiter.
Die Sammlung wird im besten Fall in einer Datenbank erfasst.
Die sammelnde Person möchte ihre Sammlung mit anderen teilen, sie teilhaben lassen an der Freude und an den Fragen. Manchmal verschenkt die sammelnde Person auch Exemplare ihrer Sammlung.
Das Publikum der Sammlung kann durch das Besuchen vor Ort direkt in Kontakt mit der sammelnden Person treten, oder aber in den sozialen Medien an der Sammlung teilhaben.
Wenn die Sammlung zur Last wird, ja zur Bedrohung, dann kommt es zur Trennung, zum Neuanfang.

Bodenfunde im Eifeler Haus und am Rhein bei Düsseldorf, Nägel, Schraube, Messer, Sammlung RW, Fotografie RW, Juni 2020