Im Brauhaus


An einem regnerischen Abend im November gingen die Freunde in ein traditionelles Brauhaus. Fünfmal gerollte Bratwurst, dreimal mit Sauerkraut pur, zweimal mit Kohlrabi und Kartoffeln und einmal Muscheln rheinische Art. Dazu tranken sie Altbier vom Fass und zum Abschluss einen Samtkragen. Es war höllisch laut, die Kellner hatten ihre Freude daran, abgeräumte Teller und Gläser auf die Ablage zu knallen und frisch gespültes Besteck mit Karacho in die passenden Schubladen zu schmettern – nun, man saß in der Nähe der Essensausgabe – vielleicht war das der Fehler. Die Kellner in blauen Schürzen kebbelten sich, den Kollegen boxend und schubsend. Überhaupt herrschte ein reges Treiben, viele Japaner, Chinesen und Menschen anderer fremder Länder schoben sich am Tisch der Freunde vorbei. Die Asiaten bestellten sich meist Eisbein mit Sauerkraut oder die ofenfrische Schweinehaxe.
Das Brauhaus existiert schon seit 1838 in der Stadt am Rhein. In den holzgetäfelten Räumen hängen bis heute viele Gemälde der Düsseldorfer Malerschule – besonders eindrücklich das große Wandgemälde von Wilhelm Schreuer (1866 -1933) Im Jahr 1814 ziehen Russen in die Ratinger Straße.
Ich war dabei, als die Freunde zusammen aßen und tranken. Ich mag die Tradition in meiner Heimatstadt, fühle mich angezogen von dem Gedanken, dass Menschen gemeinsam Bier trinken und Bratwurst essen, so wie sie es schon vor 185 Jahren taten. Zu Haus bei mir hängt auch ein Bild von Schreuer – eine Dorfszene, die sich hier am Niederrhein zugetragen haben könnte. Man sieht zwei Mädchen, einen Pferdeknecht, einen kleinen Jungen, den Hund, das Pferd und ein paar niedrige Häuser. Das eine größere Mädchen mit hellem Haar und weißem Häubchen schaut sich unvermittelt zum Betrachter um. Ich hab mich in ihr schon früher immer wiedererkannt und wollte dieses Bild so gerne von meiner Tante erben. Und so kam es auch und ich bin ihr sehr dankbar.

Im Schumacher an der Ostraße, Fotografie RW November 2023