Je kleiner der Radius des Reisens, ja des Sich-Fortbewegens wird, um so intensiver werden die Träume. Beim täglichen Spazierengehen entdecke ich zwar immer wieder neue kleine Gewöhnlichkeiten, die sogar große Gedanken evozieren können. Das ist eine Bereicherung. Aber die fremdartigen Träume der vergangenen Tage verwundern mich doch sehr.
So war ich im Traum im Atelier eines französichen Malers . Vous êtes un peintre magnifique höre ich mich leise sagen. Es kann das Atelier von Manet, Delacroix oder Fantin-Latour gewesen sein. Ich bewunderte ein Bild mit Personen, darin auch ein gemalter Spiegel, der wunderbare Reflexionen zeigte. Ein Grünblau der Schatten, ein helles Grauweiß des Lichts, war da nicht auch ein Gesicht zu sehen? Und auf einmal veränderten sich die Farben, wenn ich den Kopf bewegte oder sogar einen Schritt zur Seite ging, um einen anderen Blickwinkel zu haben. Wie bei einem realen Spiegel verschoben sich die Reflexionen. Ich war plötzlich als Betrachter ins Gemälde selbst eingetreten, das Gemalte trotzdem noch durch Pinselzüge gekennzeichnet. Eigenartig, ich wunderte mich im Traum nicht darüber, sondern erinnerte mich an mein Schulfranzösisch Vous êtes un peintre magnifique. Aus diesem wahrhaftigen Traumerleben wachte ich auf und alles war noch sehr deutlich vor meinen Augen.