Erinnerungsreise nach Greifswald

Wir waren in den hohen Norden gereist, ziemlich weit ostwärts an die Küsten des baltischen Meers. In dieser Gegend suchten wir die Motive des Malers. Richtig verstanden, wohl gemerkt. Denn Caspar David Friedrich setzt in seinem Bild die Ruine Eldena bei Greifswald vor die Höhen des Riesengebirges (!). Seine Zeichnungen und Aquarelle der Ruine, um 1815 vor Ort entstanden und Zeichnungen im Riesengebirge (1810) führen uns auf den Weg, wie er seine Gemälde konzipiert. Im Atelier setzt Friedrich eine erfundene, gleichwohl empfundene Landschaft aus seinem Skizzen- und Studienkonvolut zusammen.
Das mittelalterliche Zisterzienserkloster Eldena (Hilda) wurde schon im Dreißigjährigen Krieg zerstört und geplündert und später als Steinbruch für Bauten der Stadt Greifswald ausgebeutet. Auf einer Skizze Friedrichs sieht man auch das einfache Haus eines Bauern, der sich in den Resten des Klosters niedergelassen hatte. Erst ab 1827 wurde die Ruine dank der Initiative des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (1795–1861) im Sinne des romantischen Gedankens geschützt und mit einem Park versehen. Die fehlenden Langhauspfeiler des Kirchenschiffs wurden mit Eichen ersetzt. Der alte Baumbestand ist zum Teil heute noch erhalten und schützt ein wenig vor der Sicht auf die banale Alltagsarchitektur der umliegenden Gebäude des Parks. Innerhalb der Gemäuer der Ruine klaubten wir ein paar Ostseegerölle vom Boden auf, in der Hoffnung, dass sie aus der Entstehungszeit des Klosters (Anfang des 13. Jahrhunderts) stammten. Denn Gerölle und Geschiebe aus den Moränen der Eiszeit, insbesondere Feuerstein, Gneise und Granite aus Skandinavien, hatten wir als füllendes Baumaterial innerhalb des dicken Backsteingemäuers der ehemaligen Klosterwände gesehen.

Ruine Eldena im Riesengebirge, Caspar David Friedrich, um 1830/34, Pommersches Landesmuseum Greifswald, Fotografie RW, 2016
Ruine Eldena Greifswald, Fotografie RW, 2016