Emmaus

Aus meinem Lieblingsevangelium nach Lukas:

Sie aber bedrängten ihn und sagten: „Bleibe bei uns. Es will Abend werden. Der Tag hat sich schon geneigt.“ Da kehrte er ein, um bei ihnen zu bleiben.
Während er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, segnete es, brach es und reichte es ihnen.
Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn; er aber entschwand ihren Blicken.
Und sie sagten zueinander: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns die Schrift erschloß?“

Das Erschütternde und zugleich so Tröstliche dieses alten Textes ist für mich

– die Einladung zum Abendessen zu bleiben, da es dunkel wird
(der Weg ist womöglich gefährlich)

– das gemeinsame Mahl mit den heiligen Gesten

– der Moment des Erkennens, als ihnen die Augen aufgehen

– dass er sich ihnen zeigt, um ihnen Gewissheit zu geben

– dass er dann nicht mehr zu sehen ist

– dass sie nun verstehen, warum schon vorher ihre Herzen brannten

Diese Begegnungen der Liebe (Brennen), der Wahrheit (Verstehen der Schrift) und Erkenntnis (Amen So sei es) sind im Leben selten.

Rembrandt van Rijn, Christus in Emmaus, Radierung und Kaltnadel, große Platte,
2. Zustand, 1654, Ausschnitt, gesehen 2015 im Rijksmuseum Amsterdam, Der späte Rembrandt