Das Geschenk der drei Schiffe

Gestern Nachmittag besuchte mich eine Künstlerin, deren Arbeiten ich sehr schätze. Ihre Fotografien zeigen zum Beispiel empfindliche, ephemere Dinge aus der Natur, die sie auf farblich delikate Untergründe legt. Spätere Arbeiten sind Fotogramme von Achatscheiben oder anderen flachen transluzenten Mineralien.
Sie hatte von meiner Sammlung gehört und ich war gespannt darauf, ihr meine Schätze zeigen zu können. Als sie nun vor meinem Rheinfenster stand, fuhr gerade das Schiff PROTECTION vorbei. Wir freuten uns über dieses schöne Wort für unser Zusammentreffen und ich erzählte ihr von meiner Schiffsnamensammlung.
Nicht alle Mineralien, Edelsteine, Fossilien, Rheingerölle und Artefakte meiner Kunstkammer konnten wir an diesem Tag anschauen und besprechen, manchmal war mir sogar der wissenschaftliche Name eines Exemplars entfallen. Mit dem Blick zum Rhein tranken wir später eine Tasse Tee und aßen dazu Aprikosenkuchen. Dabei sprachen wir auch über das Alter der Mineralien, die Vergänglichkeit der Dinge und Lebewesen. Draußen hatte es angefangen heftig zu regnen. Auf dem Fluss sahen wir das Schiff VITA DURA vorbeifahren. Ein wenig erstaunt schüttelten wir den Kopf über diesen Kommentar vom Rhein. So wechselten unsere Themen zu Natur und Kunst, insbesondere zur Natur als Schöpferin, Natura naturans und Natura naturata. Ich zeigte ihr das Buch von Jurgis Baltrušaitis «Imaginäre Realitäten», das ich vor einiger Zeit antiquarisch erwarb. In ihm fanden wir auch den Hinweis auf den Soziologen und Philosophen Roger Callois, der selbst eine wunderbare Sammlung von Achatsscheiben besaß und unter anderem die Abhandlung «Die Schrift der Steine» verfasst hatte. Im Gespräch war ich manchmal aufgeregt, viel mehr aber beschwingt über so viele Teilmengen in unserer Arbeit und unseren Leidenschaften.
Als es schon dunkelte und wir erneut zum Rhein sahen, kam ein Schiff vorbei und was soll ich sagen, es hieß PANTA RHEI.

Würdiger Sockel für ein Rheingeröll, Chalcedon, gefunden bei Düsseldorf, Keramiksockel RW 2019, Fotografie RW
Mehr über meinen Besuch: nataschaborowsky.de