Bergkristallkugel

In der Ausstellung Magie Bergkristall im Kölner Museum Schnütgen ist auch ein kleines Tafelbild mit dem Salvator Mundi zu sehen. Es war ursprünglich der rechte Teil eines später verloren gegangenen Diptychons, links war die Mutter Gottes abgebildet. Der Weltenretter hat die eine Hand segnend erhoben, die andere legt er auf die Kristallkugel. In ihr erscheint eine nächtliche Küstenlandschaft im Mondschein, aber auch die Reflexion eines Fensters und die Spiegelung der Fingerkuppen des Erlösers. Die Materialität des Kristalls wird dadurch deutlich, zunächst als spiegelnder Körper. Aber auch als durchsichtiger, der zum Ort einer imaginären Welt wird. Die Kugel ist also ganz real von dieser Welt und doch ein Mysterium. Das gibt eine große Verwirrung. Die Realität des segnenden und die Kugel haltenden Salvators ist ja eigentlich die göttliche Sphäre, aber mit irdischen physikalischen Gesetzen. Die dunkle Nacht in der Kugel ist die irdische Welt der Menschheit, die der Erlösung bedarf. Einen deutlichen Hinweis auf den Opfertod des Erlösers gibt die goldene Gewandschließe mit der Dornenkrone. Darin Moses, der auf die zehn Gebote hinweist.

Salvator Mundi, Ausschnitt, Südliche Niederlande, Antwerpen um 1500, Katharinenkonvent Utrecht, Fotografie RW, im Museum Schnütgen, Köln, Dezember 2022
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