In Berlin gibt es zur Zeit eine Ausstellung mit dem Titel Ankunft der Mauersegler. Jochen Lempert heißt der Künstler. Beim Gallery Weekend Berlin zeigen Jörn Bötnagel and Yvonne Quirmbach, kurz BQ, seine ausgesprochen geheimnisvollen Fotografien. Seine Motive sind aus Flora und Fauna entnommen, oft haben die Tiere oder Pflanzen auf lichtempfindlichen Medien selbst eine Spur hinterlassen. Der studierte Biologe und Künstler arbeitet mit analogen Fototechniken. Das schwarzweiße Titelfoto der Ausstellung zeigt einen einzelnen Vogel im Flug vor grauem Himmel, ein sehr gekörnter Abzug, wie durch Nebel, der Vogel ein Schatten.
Ankunft der Mauersegler – für mich ein Berührungs-Poem.
Als wir am 1. Mai am späten Nachmittag aus München zurückkamen, setzten wir uns ans Rheinfenster, um die Zeitungen der letzten drei Tage zu lesen – und nur für einen kurzen Augenaufschlag sah ich den ersten Mauersegler. Dann kam der heftige Regen, lang anhaltendes Wetterleuchten, horizontale Blitze in schweren grauen Wolken. Das Unwetter dauerte fast zwei Tage. Immer wieder waren meine Gedanken bei den Heimkehrern aus Afrika. Hatten sie genug Insekten gefunden, um sich, von der langen Flugreise entkräftet, zu erholen? Ich wußte, dass ihre Jungen in eine Art Hungerstarre verfallen können, um magere Tage in Abwesenheit der Eltern zu überstehen. Aber soweit waren die Vögel noch nicht – und heute Morgen sausten schon vier oder fünf Tiere am Fenster vorbei. Nur am Abend – jetzt – seh ich keinen Vogel mehr. Aber wie zum Beweis, dass die Luft gefüllt ist mit Insekten, setzt sich ein Mückentier auf die Scheibe der Balkontür.