23 kostbare Steine

Mit großer Freude traf sich der indische Prinz heute mit Freunden aus Seattle und München zu einem kleinen Spaziergang in seinem Stadtviertel, setzte sich danach mit ihnen zu einer Mahlzeit nieder – dies auf einem weiten Platz mit Häusern aus der Zeit um 1910 und großen, alten Kastanien am Rande zur Straße, darunter ein altes Fachwerkhäuschen, in dem man seit Generationen Blumen kaufen konnte. Der Prinz hatte hier ein Bouquet aus Hortensien bestellt, das den schön gedeckten Tisch schmücken sollte. Rosatöne, auch Weiß und Grün – die Farben leuchteten bei grauem Himmel besonders intensiv. Es war recht kühl, aber der Wein und die warmen Speisen halfen, die Temperatur von 17 Grad zu ertragen. Lange hatten die Freunde sich nicht gesehen, zuletzt im Januar des letzten Jahres. Ausgegangen zum Essen waren sie seit vielen Monaten nicht mehr, vielleicht im vergangenen Sommer einmal. Heute trugen den Mund-Nasen-Schutz nur noch die Kellner. Allerdings erinnerten die QR-Codes auf dem Tisch daran, dass man noch nicht in einer Post-Corona-Zeit angekommen war.
Der Prinz zeigte nach dem Essen eine Kollektion seiner neuen Steine, die er auf letzten Auktionen ersteigert hatte. Es waren genau 23 Stück, drei Diamanten in einem natürlichen Rosa, zehn Elbaite mit grünrosa Köpfen, fünf tiefgrüne Smaragde aus Russland und fünf Rubine aus Indien in hinreißendem Taubenblutrot. Die Freunde beglückwünschten den Prinzen zu seinen Steinen und bedankten sich bei ihm mit dem Versprechen, einige passende Entwürfe für ein besonderes Pektorale nach antikem Vorbild zu zeichnen, das all diese Steine in sich vereinen sollte.

Hortensien, vom letzten Jahr gerettet, blühen erst jetzt, Fotografie RW, 23. Juni 2021