Mein Fenster zum Rhein.
Über dem Abendrot steht jetzt die Sichel des Mondes.
Das Bild von Lorenzo Lotto Ritratto di gentiluomo
hab ich in einer Suchmaske aufgerufen.
Vor Jahrzehnten sah ich es zum ersten Mal in Venedig.
Im Vollbildmodus verschluckt das Dämmerlicht den jungen Mann
bis auf Gesicht, Hände, Buch und Tisch. Ein Fenster leuchtet.
Unverwandt schaut er ins 21. Jahrhundert.
Die Eidechse auf dem Tisch verwühlt das wasserblaue Seidentuch.
Wie zufällig hineingestreut, etwa zwanzig rosa Blütenblätter.
In Brief und Buch wird festgehalten, was vergänglich ist.
Der Mond ist seit Jahrhunderten stets derselbe geblieben.